Mystik oder Glaube?1

1. Was ist Mystik?

Was versteht man heute unter „Mystik“? Gespenstergrusel? Tanzende Derwische? Oder mittelalterliche Kirchengesänge? „Mystik“ bedeutet laut Lexikon: Man hört auf innere Eindrücke und läßt sich von ihnen leiten, weil man meint, sie seien Gottes Stimme. Nur ist das Problem: Wer will prüfen, ob das wirklich Gott ist, der so zu einem redet? Ehe der Mystiker sich versieht, ist er hoch über alle Kritik erhaben und gegen jedes Hinterfragen immun, hat er doch den „direkten Draht nach oben“, und was ihm der liebe Gott persönlich geflüstert hat, das darf kein Normalsterblicher anzweifeln.

1.1 Der Mystiker meint, Gott in sich selbst zu finden

Der Mystiker blickt in sich selbst und meint, dort Gott zu finden. Die Mystik setzt voraus, daß der Mensch im tiefsten Grunde seines Wesens göttlich sei und sich daher durch Selbstversenkung mit Gott vereinigen könnte. Doch das ist eine alte Lüge Satans, der durch die Schlange Adam und Eva mit dem falschen Versprechen betrog: „Ihr werdet sein wie Gott“ (1Mo 3,5).

Gott ist nicht im Menschen zu finden, „denn Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde“ (Pre 5,1). Gott ist der Schöpfer, du Mensch bist nur ein Geschöpf. Und was seit dem Sündenfall auf dem Grunde des menschlichen Herzens lauert, ist nicht etwa der Heilige Geist, sondern das Böse. Selbst ein Mann Gottes wie der Apostel Paulus mußte bekennen: „Ich weiß, daß in mir – das ist in meinem Fleisch – nichts Gutes wohnt“ (Röm 7,18). „Das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an“ (1Mo 8,21). „Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und verdorben ist es“ (Jer 17,9). „Denn ‹was› aus dem Herzen hervorkommt, ‹sind›: böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Diebstahl, falsches Zeugnis, Gotteslästerung“ (Mt 15,19). Das alles finden wir im Menschen – und nicht einen „göttlichen Funken“ oder gar Gott selbst. Erich Kästner hatte recht: „Der Mensch ist zwei Mark zwanzig wert; ihn hochzuschätzen ist verkehrt.“

1.2 Mystik steht im direkten Gegensatz zum Glauben

Die Mystik steht somit im direkten Gegensatz zu dem, was die Bibel Glaube nennt. Sie verführt den Menschen dazu, seine inneren Eindrücke für Gottes Reden zu halten, und stellt den Menschen so letzten Endes mit Gott auf eine Stufe. Glaube hingegen heißt, auf Gottes Wort zu vertrauen – unabhängig davon, was man sieht – oder fühlt. Der Glaubende macht sich von Gott abhängig und handelt im Vertrauen auf das Wort Gottes, die Bibel. Der Mystiker hingegen befindet sich auf einem lebensgefährlichen Weg, denn er handelt entgegen solchem Glauben, und „ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen“ (Heb 11,6).

Nun magst du vielleicht einwenden: „Natürlich glaube ich nicht, daß ich göttlichen Wesens bin. Aber Gott redet durch den Heiligen Geist zu mir.“ So? Tut er das wirklich? Dann zeige mir bitte auch nur eine Bibelstelle, die das lehrt. Menschen, zu denen Gott direkt spricht, werden in der Bibel Propheten genannt. Beanspruchst du etwa, ein Prophet zu sein?

1.3 Der Mystiker stellt sich den Propheten gleich

Wenn ja, dann gehörst du wohl zu den Propheten, deren Kommen die Bibel für die letzten Tage vorhergesagt hat: die falschen Propheten. Die Bibel sagt ganz klar, daß Jesus Christus Gottes letztes Wort ist (Heb 1,1). Er ist derjenige, der das prophetische Wort zum Abschluß gebracht hat. Er hat sich dazu durch den Heiligen Geist seiner Apostel und der neutestamentlichen Propheten bedient. Apostel konnten nur solche Männer sein, die von Jesus persönlich dazu berufen wurden und Augenzeugen seiner Auferstehung waren (Apg 1,21f; 1Kor 9,1). Bis zum Ende des ersten Jahrhunderts waren sie alle gestorben, und sie hatten keine Nachfolger (auch wenn die röm.-kath. Kirche etwas anderes behauptet). Gleiches gilt für die Propheten: Paulus schreibt, daß die Gemeinde „auf der Grundlage der Apostel und Propheten“ aufgebaut ist (Eph 2,20). Er vergleicht die Gemeinde also mit einem Hausbau. Apostel und Propheten bilden das Fundament. Wer aber baut ein Haus, indem er ein Fundament auf das andere schichtet? Nein, das Fundament wird nur einmal gelegt: am Anfang. So hat Gott Apostel und Propheten auch nur am Anfang der Gemeinde gegeben. Was Gott uns durch sie zu sagen hat, steht in den Schriften des Neuen Testaments. Gott hat gesprochen. Ein für allemal. Punkt.

2. „Charismatische“ Mystik

Besonders deutlich wird die mystische Verführung in der sog. „charismatischen“ Bewegung. Vieles, wenn nicht alles, was uns in dieser Bewegung als „Erweckung“ oder „besonderer Segen“ verkauft werden soll, ist schlichtweg eine Fälschung. Wir müssen lernen, das Echte von der Fälschung zu unterscheiden. Und dafür hat uns Gott die Bibel gegeben. Aber wozu soll man sich denn die Mühe machen, die Bibel zu studieren? Es ist doch so schön, wenn man von entsprechender Musik eingestimmt mit erhobenen Armen verzückt Halleluja singt und schunkelt... Und außerdem hat man ja seine Erfahrungen gemacht, mit denen Gott das alles so wunderbar bestätigt habe...

Doch was sind solche Erfahrungen wert? Jeder Mensch macht Erfahrungen, der Fromme wie der Atheist. Erfahrungen können uns täuschen, und wenn wir unseren Glauben nicht auf die Bibel aufbauen, sondern auf Erfahrungen, sind wir bereits getäuscht.

2.1 „Erfüllung mit dem Heiligen Geist“ ist kein Gefühlsrausch

Du hast die „Erfüllung mit dem Heiligen Geist“ erfahren? Du hast erlebt, wie dich eine himmlische Glückseligkeit durchflutete? Mein Lieber, das ist kein Beweis für das Wirken Gottes. Du kannst ein solches „High“-Gefühl auch bekommen, wenn du Drogen nimmst. (Natürlich will ich damit nicht zum Drogenkonsum aufrufen!) Ebenso wie Drogen hat auch der charismatische Trip nicht selten üble „Nebenwirkungen“. Kürzlich las ich von einer Studie, die ergab, daß erschreckend viele Charismatiker in der Psychiatrie landen! Die Bibel sagt nirgends, daß das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist ein Gefühlsrausch sei. Im Gegenteil: Er ist ein Geist der Besonnenheit (2Tim 1,7). Wo immer die Bibel davon spricht, hat die Erfüllung mit dem Heiligen Geist eine Folge: daß die Jünger Jesu das Evangelium freimütig verkündigten. Und nicht, daß sie wie betrunken umhertorkelten oder gar auf den Rücken fielen und wie Tiere brüllten. Willst du Besessene sehen, dann geh nach Toronto. (Oder wohin auch immer dieser angebliche „Segen“ exportiert wurde.)

2.2 „Geistesgaben“ sind kein Beweis

Auch sog. „Geistesgaben“ sind kein Beweis, daß Gott wirkt. Der Teufel kann solche Dinge auch tun. Nicht nur Pfingstler reden in „Zungen“; auch Mormonen, Hindus und Spiritisten können das. Kein Motto ist so irreführend wie: „Wer heilt, hat recht.“ Ob du bei Prediger X geheilt worden bist, ja ob er sogar Tote auferweckt haben will (und in der Regel entpuppen sich diese Sensationsmeldungen als „heiße Luft“), das alles ist kein Beweis, daß es von Gott stammt. Jesus sagt:

Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: ‘Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen prophetisch geredet, und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben, und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?’ 23 Und dann werde ich ihnen bekennen: ‘Ich habe euch nie gekannt. Weicht von mir, ihr Gesetzlosen!’“ (Mt 7,22f)

2.3 Alles muß anhand des Wortes Gottes geprüft werden!

Alles muß anhand des Wortes Gottes geprüft werden. Doch das ist heute nicht mehr „in“; statt dessen will man das Trennende beiseite tun oder ist oft auch einfach zu bequem, sich die Mühe zu machen, in der Bibel zu forschen. Ja, es kann zuweilen Mühe machen, wenn man Gottes Wort verstehen will; aber so wie es Mühe macht, seinen Lebensunterhalt zu erarbeiten, so macht es doch auch Freude, die Früchte seiner Arbeit zu genießen. Wieviel mehr ist es so mit der Bibel: Wer sich bemüht, sie zu verstehen, erfährt dadurch den Segen Gottes.

Viele aber sind heute schlichtweg zu faul geworden, ihren Grips anzustrengen. Sie lassen andere für sich denken und kennen von der Bibel oft nur die Buchdeckel. „Denn es wird eine Zeit geben, in der man die gesunde Lehre nicht ‹mehr› ertragen wird, sondern sich nach den eigenen Lüsten Lehrer anhäuft, ‹die das lehren›, was die Menschen von ihnen hören wollen“ (2Tim 4,3). Gott aber wird mit denen hart ins Gericht gehen, die sein Wort verachten:

Weil ich rief, ihr aber euch verweigertet; ich meine Hand ausstreckte, und niemand darauf achtete, 25 und ‹weil› ihr all mein’ Rat verworfen und meine Züchtigung verschmäht habt: 26 so werd’ auch ich bei eurem Unglück lachen, ‹und› spotten, wenn euch Schrecken überfällt ... 28 Dann wird man zu mir rufen, doch ich geb’ nicht Antwort; man wird mich eifrig suchen, doch nicht finden, 29 weil man Erkenntnis haßt und es verwirft, den HERRN zu fürchten, 30 meinen Rat nicht annimmt, all’ meine Züchtigung verschmäht“ (Spr 1,24ff).

Auch die Freunde sog. „Anbetungsgottesdienste“ sollten sich folgendes Wort einmal zu Gemüte führen: „Wer sein Ohr abwendet, um nicht auf das Gesetz zu hören, sogar sein Gebet ist ein Greuel“ (Spr 28,9). Möge Gott verhüten, daß er eines Tages zu dir wie zu Saul reden muß: „Weil du das Wort des HERRN verworfen hast, darum hat er auch dich verworfen“ (1Sam 15,23)!

3. Nicht-„charismatische“ Mystik

3.1 Redet Gott im Gebet zu uns?

Doch nicht nur „Charismatiker“ gehen der mystischen Verführung auf den Leim. Nein, sogar ausgesprochene „Pfingstlerfresser“ tun das! Da ist etwa die die in frommen Kreisen oft gelehrte Meinung, man müsse eine intensive Gemeinschaft mit dem Herrn im Gebet pflegen, um seinen Willen zu erfahren. Dazu wieder nur die eine Frage: Wo steht das geschrieben?

Um eines klarzustellen: Ich sage nichts gegen das Gebet. Im Gegenteil, ich wünschte, wir würden wirklich mehr und intensiver beten! Doch die Lehre, daß Gott im Gebet zu uns sprechen soll, findet sich nicht in der Schrift. Sie mag sich zwar dank mündlicher Überlieferung in evangelikalen Kreisen hartnäckig halten, doch die Bibel spricht vom Gebet immer von einem Reden in eine Richtung: vom Menschen zu Gott. Jesus sagt: „Wenn ihr aber betet, dann sprecht...“ (Luk 11,2), und nicht: „dann lauscht“.

„Ja aber“, wirst du sagen, „viele gesegnete Kinder Gottes haben das doch so erlebt!“ Vielleicht zählst du gar selbst zu diesen „Gesegneten“, die es aus eigener Erfahrung bestätigen können. Doch wenn auch Zigtausende diese Erfahrung gemacht haben mögen, ändert das doch kein Jota daran, daß allein die Schrift und nicht unsere Erfahrung Grundlage von Lehre und Glaubensleben sein darf. Wenn mir jemand auch nur eine Bibelstelle zeigen kann (und ich behaupte bei aller Bescheidenheit, die Bibel einigermaßen gut zu kennen), wo Gott im oder durch das Gebet zu Menschen spricht, will ich mich gerne eines besseren belehren lassen. Ansonsten bleibe ich dabei: Ich glaube allem, was geschrieben steht; was aber keine Grundlage in der Schrift hat, weigere ich mich anzunehmen!

3.2 „Leitung durch den Heiligen Geist“: eine biblische Lehre?

Leider ist auch die Brüderbewegung, die ja heute scheinbar noch der letzte Rest bibeltreuer Christen ist, gegenüber gewissen schwarmgeistigen Einflüssen nicht gefeit. Dazu gehört ihre Lehre von der „Leitung durch den Heiligen Geist“. Auch diese ist eine Spielart der Mystik und hat keine Grundlage in der Schrift. In der ganzen Bibel kommt die Begriffskombination „leiten“ (oder „Leitung“) und „Geist“ nur fünf mal vor, davon drei mal im Neuen Testament. Und keine dieser Stellen hat etwas damit zu tun, daß der Heilige Geist jeden Gläubigen auf mystische Weise leiten würde. Schauen wir sie uns einmal kurz an:

3.2.1 Johannes 16,13

Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten.“

Nun wirst du sagen: „Da steht’s doch!“ – Mitnichten; beachte den Zusammenhang!

12 Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt ‹noch› nicht ertragen. 13 Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. 14 Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen.

Worum geht es hier?

Um die Offenbarung des Wortes Gottes: „das Kommende wird er euch verkündigen“ (V.13).

Wer ist hier angesprochen?

Allein die Apostel Jesu. Dafür gibt es folgende Gründe:

  • Es ist ein Teil seiner großen Abschiedsrede, die er auf dem Weg vom Abendmahlssaal zum Garten Getsemane gehalten hat. Anwesend waren nur die Apostel (außer Judas Iskariot).

  • Jesus sagt zu den Aposteln: Der Hl. Geist „wird euch in die ganze Wahrheit leiten“. Er sagt es ihnen persönlich zu, nicht auch allen anderen Christen.

  • Es geht hier um mehr als nur allgemeine Erkenntnis von Wahrheit: „er wird euch in die ganze Wahrheit leiten“. Damit ist sicher nicht gemeint, daß sie alle Wahrheit der Welt wissen würden. Sie hätten dieses Wissen dann bestimmt zur Verbreitung des Evangeliums eingesetzt und Druckerpressen, Missionsflugzeuge usw. gebaut! Doch eben das haben sie nicht getan. Hier ist der Heilsratschluß Gottes gemeint, sein geoffenbartes Wort.

Können wir diese Worte eins zu eins auf uns übertragen?

Nein, denn wir haben heute durch den Dienst der Apostel das vollständige Wort Gottes in Händen: die Bibel. Der Bibel ist nichts hinzuzufügen! Z.B. sagt Paulus in Kol 1,25: „Ihr [der Gemeinde] Diener bin ich geworden gemäß dem Verwalterdienst, den Gott mir für euch gegeben hat, um das Wort Gottes zu vollenden.

Gott droht sogar denen, die seinem Wort etwas hinzufügen wollen, schwerste Strafen an:

Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand ‹etwas› zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind; 19 und wenn jemand von den Worten des Buches dieser Weissagung wegnimmt, so wird Gott seinen Anteil wegnehmen von dem Baum des Lebens und aus der heiligen Stadt, wovon in diesem Buch geschrieben ist“ (Offb 22,18f).

Warum sagt Jesus dies?

Als Jesus dieses Wort sagte, waren die Apostel einfach noch nicht weit genug: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt [noch] nicht ertragen“ (V.12).

Erst nach Jesu Himmelfahrt offenbarte der Heilige Geist ihnen den ganzen Ratschluß Gottes: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten“ (V.13).

Sie hatten zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal verstanden, daß Christus für die Sünden der Menschen sterben mußte! Selbst nach Pfingsten haben sie noch eine ganze Weile gebraucht, um ihn zu begreifen, daß das Evangelium allen Völkern gilt und nicht nur den Juden, und daß auch gläubig gewordene Heiden vollkommen gleichwertige Mitglieder der Gemeinde sind (Apg 10-11)!

Joh 16,13 spricht also nicht über eine persönliche „Leitung“ durch den Heiligen Geist, sondern von der – damals noch zukünftigen – vollständigen Offenbarung des Wortes Gottes.

3.2.2 Römer 8,12-14 + Galater 5,16-17

So sind wir nun, Brüder, nicht dem Fleisch Schuldner, um nach dem Fleisch zu leben; 13 denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben, wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben. 14 Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes.(Röm 8,12ff)
Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht erfüllen. 17 Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist auf, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ (Gal 5,16f)

Worum geht es hier?

Der ganze Zusammenhang spricht nirgends von mystischen Offenbarungen, sondern vom Gegensatz „Fleisch – Geist“ und „verloren – gerettet“. Es geht hier also um moralische Grundsätze, die einander gegenübergestellt werden, nicht um mystische Inspiration.

3.3 Pfingstlertum und pietistische Mystik: Spielarten desselben Irrtums

Was man aus Frömmelheim in Absurdistan so alles an wunderbaren Erfahrungen vernehmen kann, paßt auf keine Kuhhaut, und ein jeder macht die Erfahrungen, die ihm in den Kram passen. Dem Hindu erscheinen seine „Götter“ während der Meditation, der Spiritist redet ebenso wie der Pfingstler oder Charismatiker in „Zungen“, und der Pietist hört angeblich Gott in der „Stillen Zeit“ zu sich flüstern. Wo ist da der Unterschied? Es gibt keinen! All das sind nur verschiedene Spielarten der Mystik. Die Bibel sagt aber: „Nachdem Gott zu unseren Vorfahren durch die Propheten geredet hat, hat er am Ende der Tage zu uns geredet durch den Sohn“ (Heb 1,1). Und der hat durch den Heiligen Geist seine Apostel befähigt, „das Wort Gottes zu vollenden“ (Kol 1,25). Ende. Feierabend. Christus ist Gottes letztes Wort, bezeugt durch die Apostel und Propheten des Neuen Testaments. Wer darüber hinaus geht, stellt sich gegen die Bibel. Und die ist das Wort Gottes. Wer meint, Privatoffenbarungen zu haben, stellt ein anderes – und eines anderen! – Wort neben, ja dadurch über und anstelle des offenbarten Wortes Gottes. Wer aber über das Wort Gottes hinaus geht, verleugnet den, der das Wort Gottes ist.

Also Vorsicht: „Worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst; denn du, der du richtest, tust dasselbe“ (Röm 2,1)! Du verurteilst, daß der Pfingstler oder Charismatiker eigenmächtig Prophet spielt? Recht so; aber was machst du? Du willst „Gottes Plan für dein Leben“ herausbekommen, indem du „Zeichen vom Herrn“ suchst? Dasselbe taten auch die heidnischen Priester, die auf den Vogelflug achteten, eine Leberschau der Opfertiere hielten, die Sterne befragten usw. usf. Du meinst, „vom Heiligen Geist geleitet“ zu werden, indem du auf innere Eindrücke lauschst – und dadurch der Mystik anheimfällst? „Dies ist Gottes Wille für euch: eure Heiligung“ (1Thes 4,3). Ein heiliges Leben – das will Gott von uns! Und dafür hat er uns sein Wort gegeben; dafür brauchen wir weder „Zeichen“ noch „wunderbare Führungen“.

Zusammenfassung

Gott ist allmächtig und weise genug, trotz unserer Fehler mit uns zum Ziel zu kommen; doch keinesfalls will er, daß wir durch Wahrsagerei und Zeichendeuterei versuchen, ihm in die Karten zu gucken. Es ist also die Frage, ob wir uns an seinem Wort, der Bibel, genügen lassen, oder ob wir uns nach übernatürlichen Offenbarungen ausstrecken – und somit sein Wort geringschätzen und verachten. Es ist die Frage, ob wir der mystischen Verführung auf den Leim gehen – oder ob wir bei dem Glauben bleiben, „der den Heiligen ein für allemal überliefert ist“ (Jud 3). Gott möge uns dies in seiner Gnade schenken.

Amen.


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1   Predigt vom 17.08.2003, leicht überarbeitet.