Hinweise für das Verteilen von Traktaten


  • Das Wichtigste vorweg: Verteile Traktate betend. Bitte Gott, daß er sein Wort zum Segen gebraucht. Ohne Gottes Segen ist all unser Einsatz zwecklos.

  • Unfehlbar ist allein die Bibel – Traktate nicht. Bevor du Traktate verteilst, solltest du sie daher unbedingt vorher selbst gelesen und gründlich geprüft haben, ob sie mit der Lehre der Bibel übereinstimmen. Es tut mir leid, das so deutlich sagen zu müssen, aber auch im frommen Blätterwald gibt es viel Müll. Natürlich ist es nicht leicht, das Evangelium auf ein paar Seiten zusammenzufassen, ohne es zu verkürzen. Wenn aber ein Traktat allein darauf abzielt, den Leser zum Nachplappern eines Gebets zu überreden, ohne ihm klarzumachen, was der Inhalt des Evangeliums ist, dann muß die Frage schon erlaubt sein: Wie sollen sich Menschen bekehren, wenn ihnen das Evangelium nicht klipp und klar verkündigt wird (vgl. Röm 10,14)?

  • „Traktat“ kommt vom lateinischen „trahere“, d.h. „ziehen“. Traktate sollen zu Christus ziehen, also anziehend sein und auch auf entsprechende Weise verteilt werden; daher soll man die Leute nicht traktieren, sondern ihnen die Schriften freundlich anbieten. Wenn jemand kein Traktat haben will, ist das zwar schade, aber wir müssen das höflich respektieren.



  • „Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.“ Das ist ein wahres Wort. Ich kannte mal jemanden, der so finster dreinblickte, daß die Leute Angst vor ihm bekommen konnten. Wer sich so gibt, braucht sich nicht zu wundern, wenn man einen weiten Bogen um ihn macht. Statt dessen: freundlich lächeln, kurz ansprechen: „Bitteschön...“ oder „Darf ich Ihnen das mitgeben?“, und nicht böse werden, wenn sie’s nicht annehmen (merke: Wer danach kommt, sieht schon, wie du mit seinem Vorgänger umgegangen bist).

  • Wichtig ist auch ein gepflegtes Äußeres. Nicht daß Schlips und Kragen Pflicht wären, aber die Leute sollen auch nicht denken, wir wollten sie anbetteln...

  • Gerne werden Traktate angenommen, wenn man sie (z.B. in der Vorweihnachtszeit) zusammen mit etwas Gebäck verteilt. Dazu Plätzchen in kleine Tüten aus Klarsichtfolie einpacken (man muß sehen können, was drin ist), eine Schleife dranbinden und daran ein zusammengerolltes Traktat befestigen – fertig ist die unwiderstehliche Kombination aus Gutem für Seele und Leib.



  • Traktate dürfen überall verteilt werden, wo öffentlicher Grund ist, so lange dadurch nicht die Verkehrssicherheit gefährdet wird – also z.B. auf Gehwegen, in Fußgängerzonen usw. In Fußgängerzonen muß man ggf. beachten, daß die Grenze zu den Grundstücken der Geschäfte einige Meter von deren Haus entfernt verlaufen kann. Im Zweifelsfall vorher abklären, um einen Platzverweis zu vermeiden. Für die Verteilung auf Privatgrund sowie in Gebäuden (z.B. auch in Marktpassagen) bedarf es immer der vorherigen Genehmigung durch den Besitzer.

  • Heute nicht mehr ohne weiteres möglich: Verteilen auf Bahnhöfen oder dem Gelände anderer Verkehrsbetriebe. Seit deren Privatisierung gilt ihr Gelände nicht mehr als öffentlicher Grund, sondern als Privatbesitz. Deshalb ist das Verteilen von Traktaten auch dort nur nach vorheriger (schriftlicher!) Genehmigung möglich, die man für Nachfragen unbedingt mit dabei haben sollte.

  • Ich las davon, daß jemand Traktate im Supermarkt zwischen Warenauslagen versteckt hat. Wenn er nachgeschaut habe, seien sie immer weg gewesen. Nun, vielleicht hat sie ja das Personal gefunden – und in den Müll geworfen? Wie dem auch sei: So bitte nicht. Das fällt nicht nur unter das Stichwort Privatgrund (s.o.), sondern hinterläßt auch keinen guten Eindruck, höchstens den: „Christen sind Spinner, die meinen Laden mit Papiermüll vollstopfen.“



  • Beim Verteilen in Briefkästen ist unbedingt der Hinweis „Keine Werbung“ oder „Keine Reklame“ zu beachten! Wo dies steht, bedeutet das nicht, daß der Betreffende nichts von Gott wissen will; er möchte einfach nicht, daß sein Briefkasten ständig von unerwünschter Reklame überquillt. In solchen Fällen hat sich oft gezeigt, daß die Traktate gerne angenommen werden, wenn man an der Haustür klingelt und freundlich fragt, ob man dem Betreffenden eine kleine Infoschrift überreichen darf (mit dem Hinweis, daß man seinen Wunsch „Keine Werbung“ respektiert und es sich dabei um keine kommerzielle Werbung handelt).

  • Anonym per Post: auch das kann Ärger geben. Der Empfänger wird nämlich denken, der Herausgeber der Traktate hätte sie ihm geschickt, und fragt sich: „Woher hat der meine Adresse?“ Zitat aus einem entsprechenden Schreiben: „Ich bitte Sie hiermit, von weiteren Briefen an meine Adresse abzusehen.“ Und das war noch sehr freundlich formuliert. Folgendes ist mir noch nicht passiert, aber von einer anderen Schriftenmission habe ich es schon gehört: Einige Empfänger sind so verärgert, daß sie die Traktate unfrei per Post an die Schriftenmission schicken. Andere sind regelrechte „Prozeßhansel“ und drohen Klagen an bzw. fordern, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben.



  • Nutze die Tageszeit zum Verteilen bzw. stelle dich an einen gut beleuchteten Platz, wo man dich sehen kann, bevor du jemandem ein Traktat anbietest. Wen plötzlich eine Stimme aus dem Dunkeln anspricht, der vermutet eher einen Drogendealer oder einen Überfall.

  • Stelle dich möglichst so hin, daß du die Sonne nicht im Rücken hast. Selbst wenn sie dich blendet, ist das immer noch besser, als wenn sie die Leute blendet, denen du die Traktate geben willst. Ebenfalls tabu: Sonnenbrillen. Die Leute müssen dir in die Augen sehen können. Merke: Kein Blickkontakt – kein Kontakt – kein Traktat.

  • Laufe nicht hinter Leuten her und sprich sie nicht von hinten an. Das erschreckt sie nur bzw. jagt ihnen Angst ein. (Mal ehrlich: willst du, daß dich wildfremde Leute von hinten anquatschen?) Verteile also Traktate nur an die, die dir entgegenkommen. Überlasse die Gegenrichtung einem anderen Bruder bzw. einer anderen Schwester.

  • Gut ist es also auch, wenn man zu zweit oder mehr Traktate verteilt. Aber bitte nicht, um sich zu mehreren auf ein „Missionsopfer“ zu stürzen (auch das wirkt beim Gegenüber bedrängend)! Es ist vielmehr hilfreich, wenn sich z.B. ein Gespräch ergibt: Ein anderer kann währenddessen für dich beten oder an deiner Stelle weiter Traktate verteilen. Du kannst das Gespräch auch abgeben, wenn du einmal nicht mehr weiter weißt.



  • Achte auf den angemessenen Abstand. Rücke den Leuten nicht zu dicht auf den Pelz, stelle dich aber auch nicht stumm in eine Ecke, wie es die Zeugen Jehovas mit dem „Wachtturm“ tun. Von selbst werden die Leute dir die Traktate wohl kaum aus der Hand reißen...

  • Stichwort Zeugen Jehovas: oft wird man dafür gehalten. Klar, die Logik des deutschen Durchschnittsheiden ist: Wer religiöse Werbung verteilt, gehört zu denen. Nicht ärgern, sondern in solchen Fällen freundlich darauf hinweisen, etwa so: „Wir sind keine Zeugen Jehovas, sondern Christen, und werben keine Mitglieder für eine Gruppe. Es geht uns allein um die Person Jesu Christi.“a Aber nur, wenn der Betreffende nicht schon weitergegangen ist, also bitte nicht hinter den Leuten her schreien (schreien ist das Vorrecht der Straßenprediger ).

  • Stichwort Sektierer zum Dritten: laß dich nicht auf Diskussionen mit ihnen ein. Das ist vollkommen nutzlos (Tit 3,9-11) und führt im Gegenteil dazu, daß die Leute einen großen Bogen um dich machen.



  • Meist ist auf der Rückseite der Traktate etwas Platz für die Anschrift des Verteilers. Bitte nutze dies, denn es ist für den Empfänger des Traktats wichtig zu sehen, daß er es nicht von irgendeinem anonymen Verlag bekommen hat, sondern von einer Person oder Gemeinde, die er bei eventuellen Fragen ansprechen kann. Und mancher hat schon durch ein Traktat eine Gemeinde gefunden.

  • Wenn Traktate auf hochwertigem, glattem Papier gedruckt sind, hält ein Stempelabdruck oft nicht. Für solche Fälle empfehle ich Adreßetiketten, die man sich für wenig Geld drucken lassen kann.

  • Zu guter Letzt: möglichst immer wieder, auf jeden Fall aber am Ende der Verteilaktion nachsehen, ob Traktate weggeworfen wurden und solche einsammeln (wie gesagt: Wir wollen keinen Müll hinterlassen, sondern nur das Evangelium – und einen guten Eindruck).

    Gottes Segen beim Verteilen!




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a)   Und natürlich daß Menschen gerettet werden. Ich hoffe, du kannst beides sagen, ohne zu lügen...?